Gründung & Geschichte der SSG

Anläßlich der Wiedergründung und dem damit zusammenfallenden 60. Vereinsjubiläum veranstalteten die „Scharfschützen“ im Sommer 51 ein großes Stiftungsfest. Schirmherr war Bürgermeister und Vereinsmitglied Michael Fuhrmann, die Schützen aus Leonberg standen Pate. Damals, am 19. August, wurde die Vereinsfahne geweiht, welche den Verein mittlerweile bei unzähligen Festlichkeiten begleitet hat.

Im gleichen Jahre übernahm die Gesellschaft ihrerseits die Patenschaft beim Gaisthaler Schützenverein „Frauenstein“. Die Anknüpfung an die alte Vereinstradition war somit geglückt. Franz Forstner sowie seine Nachfolger Erhard Heumann und Richard Hillmer sorgten mit ihren Vorstandschaften in den Fünfzigern für einen geordneten Vereinsbetrieb. Zimmerstutzen und Schießzubehör wurden angeschafft. Weitere Patenschaften wurden übernommen für die Schützen in Eslarn, Pertolzhofen und Plechhammer.

Doch auch von Totengedenken ist oft die Rede, unter anderem für Dr. Tröge, Max Mehler, Konrad Meyer und Ignaz Forstner, deren Namen in die Vereinsgeschichte der „Scharfschützen“ eingegangen sind.

Seit 1955 schoß die Gesellschaft im Gasthof Schwarz, ihrem Vereinslokal bis zum Umzug ins neue Schützenheim im Jahre 1970. Dort bildete sich ein illustrer Schützenstammtisch. Zwei Schießstände für Luftgewehr oder Zimmerstutzen wurden eingerichtet. Neue Schützen kamen zum Verein. Hier sind z.B. Karl Roßmann und Josef Bareither zu nennen, welche durch die Teilnahme an auswärtigen Schießen den Kontakt zu anderen Vereinen pflegten oder später ihr persönliches Schießkönnen an Jungschützen weitergaben.

Der Wunsch nach einer eigenen Vereinsstätte war bei den „Scharfschützen“ stets wach geblieben. Und so begannen sie in den Sechzigern wieder Baupläne zu schmieden. Um den seit 1961 amtierenden Schützenmeister Dr. Josef Hasenbach hatte sich eine leistungsfähige Vorstandschaft gebildet, die sich an ein derartiges Projekt wagen konnte. Der endgültige Beschluß wurde bei der Jahreshauptversammlung am 19. März 66 gefaßt, im Juni ging es los. Der Bau des neuen Schützenheimes im Stadtteil „Sandradl“ beanspruchte die nächsten Jahre. Stellvertretend für die große Zahl der an den Arbeiten beteiligten Personen können hier nur die verantwortlichen Vorstands- und Ausschußmitglieder aufgeführt werden: Dr. med. Josef Hasenbach, Franz Forstner, Friedrich Dorn, Rupert Ranzinger, Josef Bareither, Dr. jur. Hans Forstner, Erhard Heumann, Lorenz Lehner, Bürgermeister Georg Neuber sowie der unermüdliche Theo Rechenmacher, ein Mann von kleiner Körpergestalt, aber großem Idealismus. Letzterer, bereits Mitglied des Schützenvereins „Turmfalke“ in Harting bei Regensburg, war nach Oberviechtach gezogen und hier zu den „Scharfschützen“ gestoßen.

Die Bauaufsicht führte der Architekt Hans Rieger, der auch den Plan angefertigt hatte. Die Bauleitung lag in den Händen von Hauptfeldwebel Otto Lehner und Bauingenieur Fröhler.
An dieser Stelle wird bei vielen Schützen eine bittere Erinnerung wach, denn Hans Fröhler verstarb plötzlich am 31. Januar 69. Der Tod versagte ihm, den Abschluß des Projekts miterleben zu dürfen, für welches er so viel geleistet hatte.

Ganz entscheidenden Anteil an den Erdarbeiten hatte die Bundeswehr, die auf Betreiben vor allem der Oberstleutnants Paul Menhofer und Hans-Joachim Czizek sehr effektiv ausgerüstete Soldatentrupps mit teils schwerem Pioniergerät abstellte.

Elektrikermeister Arnold Pickl senior verlegte unentgeltlich die Stromleitungen, Graf Du Moulin Eckart spendete aus seinem Forst „Frauenstein“ sämtliches Bauholz.

Das ganze Unternehmen wurde von Landrat Josef Spichtinger als auch vom bayerischen Ministerpräsidenten Dr. h. c. Alfons Goppel forciert.
Die „Scharfschützen“ benannten ihr Haus nach ihrem Vereinsmitglied und großen Förderer der Schützensache, dem Grafen Du Moulin Eckart, zugleich Protektor und Ehrenpräsident des Oberpfälzer Schützenbundes.

Franz Forstner hat übrigens über den Fortgang der Arbeiten einen Farbfilm gedreht, so daß die einzelnen Bauphasen recht anschaulich dokumentiert sind.

Nichtsdestoweniger fanden aber währenddessen „beim Schwarz“ auch noch Schießen statt. Zum Königsschießen 1970 wurde erstmalig die von Theo Rechenmacher gestiftete Liesl-Kette ausgeschossen. Erste Liesl der Vereinsgeschichte wurde Anni Kraus. Der Schützenkönig hatte somit von da an für seine Repräsentationsaufgaben eine Begleiterin.

Im Sommer 70 zogen die Schützen vom Gasthof Schwarz, wo sie bei ihrer Vereinswirtin Frau Dammer, bekannt als die „Otten-Minna“, fünfzehn Jahre lang geschossen und -wie könnte es anders sein -auch zünftig gezecht hatten, ins neuerbaute Schützenheim um.

Vom 1. bis 16. August fand das Eröffnungsschießen statt, an dem sich viele Schützen und Gäste aus Nah und Fern beteiligten. Das Schießbuch weist 324 Eintragungen auf.

Die Erstellung des Schützenheims wirkte sich – ähnlich wie jene „Ottengarten“-Schießanlage von 1928 – auf den Verein ganz nachhaltig aus und prägt sein heutiges Bild. Hatte man im früheren Vereinslokal lediglich über zwei bescheidene Stände für Luftgewehr bzw. Zimmerstutzen verfügen können, so tat sich jetzt eine Palette von Disziplinen auf.

Die neue Anlage bot nun fünf 10 m-Stände für Luftgewehr, Zimmerstutzen und Luftpistole, fünf 25 m-Stände für Pistole und Revolver bis Kaliber 9 mm bzw. .38 sowie sechs automatische 50 m-Stände für Kleinkalibergewehr und Freie Pistole. Dementsprechend entstand zusätzlich zur Luftgewehrsparte unter der Leitung von Rudolf Bronold eine Pistolengruppe. Peter Webersik baute eine Kleinkalibergruppe auf. Das wettkampfmäßige Schießen, welches in den sechziger Jahren streckenweise etwas vernachläßigt worden war, erfuhr dadurch wieder einen kräftigen Aufschwung, die Kleinkalibergewehr- und Pistolentraditionen der Vorkriegszeit wurden erneut aufgegriffen. Vereins-, Gau- und bei Qualifikation auch Landesmeisterschaft sowie Rundenwettkämpfe gehören seitdem zum festen Jahresprogramm.

Immer wieder qualifizierten sich „Scharfschützen“ für die Landesmeisterschaften des OSB. Dabei wurden auch erste Plätze errungen:

1974 Kleinkalibergewehr, liegend, Schützenklasse: Karl Günther
1977 Sportpistole Kaliber .32/.38, Schützenklasse: Michael Dirscherl
1980 Sportpistole Kaliber .22, Schützenaltersklasse: Franz Jakob

Dazu kamen noch Erfolge in Disziplinen, die an fremden Ständen trainiert
wurden:
1984 Bogenschießen im Freien, Schülerklasse: Armin Fütterer
Bogenschießen in der Halle, Schülerklasse: Armin Fütterer
Flintenschießen Trap, Schützenaltersklasse: Michael Eckl
1985 Flintenschießen Trap
Juniorenklasse: Georg Irlbacher jun.
Schützenklasse: Josef Kick
Schützenaltersklasse: Michael Eckl

Zurück in die Siebziger: Unannehmlichkeiten entstanden durch zwei Einbrüche in den Nächten 20./21. Oktober 70 und 24./25. Mai 71. Im ersteren Fall stahlen die Täter Kleinkalibergewehre und eine große Menge Patronen.

Auf Dr. Hasenbach folgte 1971 als Schützenmeister wieder Franz Forstner.

Wegen beruflicher Unabkömmlichkeit und auch langwieriger Erkrankung übergab er aber die Leitung an seinen Stellvertreter Otto Lehner, der den Verein bis 1976 führte. 1973 übernahm die Gesellschaft die Patenschaft bei der Fahnenweihe der „Grenzlandschützen“ Pullenried.

Zur Jahreswende 1977/78 schied der damalige Schützenmeister mit einem Großteil der Bogenschützen aus der Gesellschaft aus und gründete einen eigenen Verein. Neuer Schützenmeister wurde Albert Troppmann, der bis heute im Amt ist.

1979 wurde das Jugendkönigsschießen eingeführt. Den ersten Durchgang gewann ein Mädchen: Carola Schießl durfte die von Ehrenmitglied Theo Rechenmacher gestiftete Kette ein Jahr lang tragen.

1982 waren die „Scharfschützen“ als Patenverein bei den „Böhmerwaldschützen“ Lind-Schneeberg, 1984 beim Schützenverein „1884“ Eslarn.

Neben den offiziellen Übungsschießen und Wettkämpfen war die Gesellschaft in den 80er Jahren besonders bemüht, den Schießsport nach außen zu tragen. Zu diesem Zweck wurden Stadtmeisterschaften ausgeschrieben, an denen sich viele Vereine aus dem Oberviechtacher Bereich beteiligten.

Weiterhin ging es auch darum, die älteren Vereinsmitglieder ins Schießen mit einzubeziehen. Schützenmeister Troppmann führte hierzu das Kleinkaliber-„Seniorenschießen“ für Schützinnen und Schützen ab dem 50. Lebensjahr ein. Dieses Schießen wurde gut angenommen und ist mittlerweile zu einem festen Bestandteil des Jahresprogramms geworden.

Die Schützengesellschaft, die einst am 11. Oktober 1890 mit 10 Mitgliedern ihren Anfang gemacht hatte, überschritt 1966/67 die Hunderter- und 1971/72 die Zweihundertermarke und zählt heute rund 250 Mitglieder.

Autor: Rudolf Krippner, Juni 1991

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