Die weitere Finanzierung geschah durch sonstige Spenden, durch behördliche Zuschüsse und durch Eigenleistung. Die Abtragung der Schulden zog sich noch Jahre hin.ln einem Schreiben an das Staatsministerium für Unterricht und Kultus vom 11.4.1933 heißt es, daß die Anlage „auf annähernd 3000 RM“ zu stehen gekommen sei. Jedenfalls war der Verein Ende 1934 schuldenfrei, nachdem das Innenministerium ein 300 Mark-Darlehen in einen Zuschuß umgewandelt hatte.
Mit dem Bau der 50 m-Bahn beschloß man in jener außerordentlichen Generalversammlung am 30. Mai 1928 zugleich die Aufstellung einer „Kleinkaliber-Schützengruppe“.
Damit dehnte sich der Schießbetrieb auf das ganze Jahr aus. War vorher nur während der Monate Oktober bis März/April im Vereinslokal mit dem Zimmerstutzen geschossen worden, so übte man sich jetzt zusätzlich während der warmen Jahreszeit im Schießen mit dem Kleinkalibergewehr. 1934 kam das Pistolenschießen hinzu. Seit der Gründung war überhaupt eine auffällige Veränderung eingetreten. Wir erinnern uns: Die „Scharfschützen“ waren zunächst ein Verein von lokaler Bedeutung, der das Schießen der Geselligkeit halber pflegte. Inzwischen hatte die Wettkampforientierung an Gewicht zugenommen. Der Geschlossenheit in sich war eine deutliche Öffnung nach außen gefolgt. Noch im selben Sommer, am 5. August, richteten die „Scharfschützen“ auf ihrer neuen und in der ganzen Umgebung einmaligen Anlage ein Bezirksschießen aus, zu welchem sich viele auswärtige Schützen einfanden. Die Veranstaltung sommerlicher Bezirksschießen mit KK-Gewehr hielt sich bis zum Zweiten Weltkrieg.
1929 stiftete Schützenmeister Meyer eine Königskette und eröffnete somit im Verein den Brauch des Königsschießens. Seitdem ermitteln die „Scharfschützen“ alljährlich ihren Schützenkönig. Als erster errang Max Pösl diese Würde. Er war noch ohne Begleitung, denn die Tradition der Lieseln sollte erst 1970, die der Jugendkönige 1979 einsetzen.
1930 wurde der ständig gewachsene Wunsch, sich überörtlich zu organisieren, in die Tat umgesetzt. Im Gasthof Schwarz, dem Vereinslokal der „Scharfschützen“, fand am 23. März die Gründung des Schützengaues 113 statt, und zwar als Bestandteil des Oberpfälzischen Schützenverbandes, der seinerseits dem Bayerischen Schützenverband angehörte.
Die Initiative zu diesem Zusammenschluß war von den „Scharfschützen“ ausgegangen, und ihr Schützenmeister Konrad Meyer wurde auch zum ersten Gauschützenmeister im Grenzland gewählt.
Auch gesellschaftlich klappte es damals beim Verein hervorragend: Schützenbälle, Vereinsausflüge und Theateraufführungen wurden veranstaltet.
Es gab aber auch Probleme, denn im Ottengarten richteten spielende Kinder bzw. übermütige Jugendliche an dem während des Winters unbenutzten Schützenhaus immer wieder Schäden an. Auch Einbrüche kamen vor.
Die Vorstandschaft sah sich daher veranlaßt. die Anlage durch Selbstschüsse mit sogenannten „Legbüchsen“ zu sichern, eine Methode, für die heute wahrscheinlich kein Verständnis mehr aufgebracht würde, die seinerzeit aber durchaus üblich war. Die Reparaturen hatten die Vereinskasse ständig belastet, zumal der Bau ja bis 1934 noch unter Schulden stand.
Ab 1933 brachte die nationalsozialistische Zentralisierung des deutschen Sportwesens die Einführung des Führerprinzips mit sich. Der Schützenmeister hieß von nun an „Vereinsführer“. Das neue Prinzip lief darauf hinaus, dem Vereinsführer eine so gut wie uneingeschränkte Machtposition zu verleihen. Da er beispielsweise bei den Wahlen die Wahlvorschläge machte und befugt war, andere, ihm nicht genehme Vorschläge, abzulehnen, konnte er letztlich -wenn er wollte -die Zusammensetzung seiner ganzen Vorstandschaft bestimmen. Das Wohl und Wehe, insbesondere die Eigenständigkeit des Vereins, hing also in dieser schwierigen Zeit vornehmlich von der Persönlichkeit und vom diplomatischen Geschick des jeweiligen Vereinsführers ab. Als der langjährige und verdiente Schützenmeister Meyer am 16.12.33 wegen beruflicher Versetzung sein Amt niederlegte, schlug er Dr. Günther Tröge, Mitglied seit 1928, für die Wahl zum Vereinsführer vor.
Dieser wurde mit großer Mehrheit gewählt und schlug seinerseits so weit wie möglich die bisherigen bewährten Vorstandsmitglieder vor, so daß die personelle Zusammensetzung des nun sogenannten „Führerstabes“ größtenteils erhalten blieb.
Weiterhin erfolgte die Eingliederung in den Reichsbund für Leibesübungen.
Der Verein, der jetzt zum Gau XVI Bayern Bezirk 2 gehörte, erhielt eine vom Reichssportführer ausgearbeitete Einheitssatzung, und im Ottengarten schossen auch Angehörige der Sturmabteilungen „SA“, der Hitlerjugend „HJ“, des Freiwilligen Arbeitsdienstes „FAD“ und des „Kyffhäuserbundes“, eines Verbandes ehemaliger Frontsoldaten. Statt bisher mehrerer Sportzeitungen durfte nur mehr die „Deutsche Schützenzeitung“ als offizielles Organ abonniert werden. Die obrigkeitliche Aufsicht war streng, und Verstöße gegen die staatlichen Vorgaben waren mit Konsequenzen bedroht, deren gefährlichste die Vereinsauflösung war.
Neben diesen Umwälzungen lief es für die Gesellschaft ab 1933 auch sonst nicht besonders günstig. Es begann damit, daß die Schützen nach der Veranstaltung einer „Ziehharmonikamusik“ wegen angeblicher Verletzung von Urheberrechten angezeigt wurden. Der Prozeß mit der staatlichen Gesellschaft zur Verwertung musikalischer Urheberrechte am Landgericht Weiden zog sich in die Länge und bereitete viel Ärger. Mochte die Sache schließlich auch in einem Vergleich enden, so hatte sich der neue Vereinsführer doch über ein Jahr mit ihr herumschlagen müssen.
Auf Dr. Tröge, der die Gesellschaft drei Jahre verantwortungsvoll geführt hatte und der auch später ständig eine maßgebende Rolle spielen sollte, folgten Vereinsführer mit nur kurzen Amtszeiten. Bei der Jahreshauptversammlung am 18.12.37 unter der Leitung des gerade amtierenden Vereinsführers Georg Bindl gedachte man des verstorbenen Herbergsvaters Hans Schwarz, in dessen Gastwirtschaft der Verein seit 18 Jahren seinen Sitz hatte.
Die Beteiligung an den Schießen schwankte. Es wurde kritisiert, daß zu den Wettbewerben stets dieselben Schützen erscheinen würden. 1936 fiel das sommerliche Haupt- und Königsschießen wegen anhaltend schlechten Wetters aus, 1938 geschah dasselbe wegen mangelnder Beteiligung. In letzterem Fall dürfte sich auch eine menschliche Tragik ausgewirkt haben.
Aus Gründen, welche mit der Schützengesellschaft nichts zu tun hatten, hatte sich der damalige Vereinsführer Hans Metschnabl am 28.4.38 erschossen. Die Vereinstätigkeit setzte aus. Am 10.9.38 schließlich rief der stellvertretende Vereinsführer Bindl eine außerordentliche Generalversammlung ein. Nachdem man die vorschriftsmäßige Mitgliedermeldung versäumt hatte, war die gefürchtete Vereinsauflösung angedroht worden.
Einziger und dringlicher Tagesordnungspunkt war daher die Wahl eines Vereinsführers, um eine vollständige und verantwortliche Vorstandschaft präsentieren zu können. Der daraufhin einstimmig gewählte Dr. Tröge nahm unter der Bedingung an, das Amt an den bewährten ehemaligen Schützenmeister Meyer übergeben zu können, sobald dieser -wie angekündigt – nach seiner Pensionierung den Wohnsitz wieder nach Oberviechtach zurückverlegt habe. Offiziell wurde dann Meyer am 14.1.39 gewählt. Bis zu seinem Umzug im April führte Dr. Tröge für ihn die Geschäfte. Ein Schützenball fand statt, der letzte auf über ein Jahrzehnt. Laut Schießbuch wurde am 18. März noch ein Zimmerstutzenschießen abgehalten. Dann brach der Krieg aus.