Gründung & Geschichte der SSG

Im Buch fehlt jegliche Erklärung dazu, was geschehen war. Offenbar waren nicht einmal die obligatorischen Jahreshauptversammlungen abgehalten worden. Das Protokoll setzt erst am 22. November 1898 wieder ein. Die Schützen, die sich an diesem Tage trafen, stellten zunächst einmal fest, wer überhaupt Mitglied war, ein Zeichen dafür, daß sich im Verein tatsächlich längere Zeit nichts mehr getan hatte. Jedenfalls war man entschlossen, wieder weiterzumachen. Man nahm sieben Personen auf und schritt zur Vorstandschaftswahl. Aus ihr ging Rechtsanwalt Strigl, eines der Neumitglieder, als Schützenmeister hervor. Von da an nahm das Vereinsleben wieder seinen geregelten Verlauf. Nur die beiden großen Kriege sollten noch vergleichbar große Lücken in der Kontinuität der Vereinsgeschichte verursachen.

Unter Lehrer Senft, Schützenmeister von 1899 bis 1904, überschritt die Gesellschaft wohlbehalten die Schwelle zum 20. Jahrhundert. Vereinsgewehre würden gekauft, die Mitgliederzahl wuchs.

1904 verließ der Verein die Gastwirtschaft Maier und zog „Zum Schwan“, dem Lokal der Frau Monika Suckart, die dann übrigens die erste Schützendame in der Vereinsgeschichte wurde. Die Vorstandschaft wurde um einen „Zeugwart“ erweitert, zu dessen Pflichten vor allem die Pflege der Zimmerstutzen gehörte.

Das gesellschaftliche Leben blühte. Bis 1914 reihen sich „Tanzkränzchen“, Preisschießen, Maskenbälle und andere Veranstaltungen aneinander. Im Mitgliederverzeichnis tauchen markante Gestalten auf, die als jahrelange Vorstandschaftsangehörige für den Verein tätig waren, unter ihnen beispielsweise der Schuhmachermeister Michael Karl, der Kaufmann Max Mehler, der Uhrmachermeister Michael Fuhrmann sowie Ignaz Forstner, der Gründer der Oberviechtacher Heimatzeitung „Grenzwarte“.

1913 wurde der Beschluß gefaßt, die Gesellschaft ins Vereinsregister eintragen zu lassen.
Dann begann der Erste Weltkrieg. Der letzte Protokolleintrag ist vom 17. August 1914. Die Gesellschaft beschloß an diesem Tage eine Spende von 100 Mark an das Rote Kreuz „zur Unterstützung verwundeter u. erkrankter Feldzugsoldaten“. Aufgrund des Kriegs ruhte dann der Vereinsbetrieb viereinhalb Jahre. Auch der Verein hatte einen Gefallenen zu beklagen. Bei der eröffnenden Generalversammlung am 25. Januar 1919 gedachten die Anwesenden in einer Schweigeminute ihres im Felde gebliebenen Mitglieds Hans Sebald.

Insgesamt kann gesagt werden, daß sich der Erste Weltkrieg auf den Verein nicht so nachhaltig auswirkte wie dies der Zweite tun sollte. Im Kassenbuch stehen gleich wieder Ausgaben für Munition und Gewehrreparaturen, ein zuverlässiger Beweis für die ungebrochene Vereinsvitalität. Max Mehler, der vor dem Krieg bereits fünf Jahre lang Schriftführer gewesen war, wurde zum Schützenmeister gewählt. Nachdem der „Schwan“ an Gresser übergegangen war und der neue Wirt für Heizung und Licht Bezahlung verlangte, beschloß der Verein am 30. Dezember 1919, ins Lokal des Restaurateurs und Vereinsmitglieds Hans Schwarz zu verlegen. Der Auszug verlief in gegenseitigem Einvernehmen, weil die Versammlung, obwohl sie die geforderten sechs Mark je Schießabend für die Kasse als nicht verkraftbar ansah, andererseits dennoch den Betrag ausdrücklich als angemessen anerkannte.

Die einsetzende allgemeine Inflation machte sich im Finanzwesen des Vereins immer stärker bemerkbar. In der Zeit von 1920 bis 1923 kletterte die Aufnahmegebühr von 1 auf 25 Mark, der Jahresbeitrag von 2,40 Mark auf 40 Mark. Angesichts des galoppierenden Geldwertverlusts ließ sich die Gesellschaft im Jahre 1923 auf keine Preisfestlegung mehr ein, so daß das Vereinsabzeichen, welches vorher zusammen mit der Aufnahmeurkunde und der Satzung 60 Pfennige gekostet hatte, nur mehr „zum Anschaffungspreis“ überlassen wurde.

Im November 1923 bereitete die eingeführte „Goldmark“ dem Spuk ein Ende und es galten wieder die schon genannten alten Beträge.

Für das Jahr 1926 wurde der bereits seit sieben Jahren amtierende Schützenmeister Max Mehler erneut gewählt. Seine Vereinsführung ist trotz der allgemeinen Finanzkrise zu Anfang der Zwanziger als ausgesprochen erfolgreich zu bezeichnen, Neumitglieder traten bei, es wurde regelmäßig geschossen, gesellschaftliche Veranstaltungen fanden statt. Umso unangenehmer fällt es dann auf, daß 1927 für ihn keine Nachfolge zustande kam.

Nachdem daraufhin der Verein ein Jahr lang ohne Vorstand gewesen war, eröffnete der bisherige Kassier Hans Weigl am 17. Dezember 1927 die Generalversammlung. Diese erwies sich als der Beginn einer neuen gedeihlichen Phase. Der frischgewählte Schützenmeister, der Sekretär Konrad Meyer, führte den Verein bis Ende 1933. Zu seinen Vorstandsmannschaften gehörten bewährte Männer wie Ignaz Forstner, Michael Fuhrmann, Max Mehler, der Malermeister Lorenz Lehner, der Bezirksmonteur Ludwig Roggenhofer und der Gerichtsassistent Kammerer. Als eine der herausragenden Leistungen wurde 1928 im „Ottengarten“, einem am Marktweiher gelegenen Grundstück des Vereinswirts Hans Schwarz, ein Schützenhaus mit einer 50 m-Anlage für das KleinkalibergewehrschieBen erbaut.

Diese Unternehmung bedeutete für die Gesellschaft eine erhebliche finanzielle Belastung. Ein Teil der Kosten wurde durch den Verkauf von 5 Mark-Gutscheinen vorfinanziert.

Nach den Unterlagen hatte man 91 Gutscheine verkaufen können, so daß sehr schnell ein Betrag von 455 Mark verfügbar war. Beispielsweise war auch der damalige Oberviechtacher Pfarrer Edmund Rosenheimer mit sechs Gutscheinen an dem Kredit beteiligt. Das vorgestreckte Geld mußte bis 31.12.1930 an die „Gläubiger“ zurückgezahlt werden. Der Verein tat dies, indem er schubweise -immer wenn etwas Geld vorhanden war –die numerierten Gutscheine zurückkaufte. Die Reihenfolge wurde ausgelost.

Viele Bürger verzichteten großzügigerweise auf die Rückerstattung.

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